Vier Prinzipien
WCAG (Web Content Accessibility Guidelines)
WCAG steht für Web Content Accessibility Guidelines (Richtlinien für die Barrierefreiheit von Webinhalten) und ist eine Empfehlung des World Wide Web Consortium (W3C) zum Gestalten barrierefreier Webangebote.
Die internationalen Vereinbarungen zur Barrierefreiheit von Webinhalten stellen gemeinsame Normen dar, die Verfasser und Entwicklern von Inhalten dabei unterstützen sollen, digitale Inhalte wie Websites, Webanwendungen und andere digitale Technologien so zu gestalten, dass sie für alle leicht zugänglich sind.
Die Richtlinien werden in die vier Prinzipien Wahrnehmbar, Bedienbar, Verständlich und Robust unterteilt.
Die vier Prinzipien sind ein Ansatz, um die Barrierefreiheit für Webseiten zu unterteilen und zu systematisieren. Viele der Herausforderungen, mit denen behinderte Menschen konfrontiert sind, lassen sich mit Hilfe eines der vier Prinzipien beschreiben. Gleichzeitig überschneiden sich die vier Prinzipien. Sie lassen sich nicht immer streng voneinander trennen. Sie ergänzen sich häufig.
Vier Prinzipien und Beeinträchtigungen
Die vier WCAG-Prinzipien beschreiben eine Vielzahl von Maßnahmen bzw. Richtlinien, mit deren Hilfe auch Menschen mit Beeinträchtigungen Portal- und Applikationsseiten zugänglich gemacht werden können. Dabei gibt es keine Eins-zu-eins-Zuordnung, sondern immer wieder Überschneidungen. So werden beispielsweise unter dem Prinzip "Wahrnehmbar" Maßnahmen für die Überwindung von Barrieren im Zusammenhang mit dem Sehen und dem Hören aufgeführt.
Kurze Beschreibung der vier Prinzipien
Wahrnehmbar
"Informationen und Bestandteile der Benutzerschnittstelle müssen den Benutzern so präsentiert werden, dass diese sie wahrnehmen können." (WCAG)
Beim Prinzip "Wahrnehmbar" geht es darum, dass Benutzer Informationen und Komponenten auf Portal- und Applikationsseiten mindestens mit einem Ihrer Sinne wahrnehmen können. Wenn ein Benutzer beispielsweise blind ist, dann sollte für ihn die Möglichkeit bestehen, mit Hilfe von Screenreadern Informationen zu hören, statt zu sehen. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass Textalternativen für Grafiken oder gegebenenfalls auch Schaltflächen hinterlegt werden, die dann von Screenreadern vorgelesen werden.
Für Benutzer mit eingeschränkter Sehfähigkeit ist es entscheidend, dass Farbkontraste, Schriftgrößen, Zeilen- und Zeichenabstände groß genug sind. Für Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche ist es wichtig, dass Farben verwendet werden, die für Sie unterscheidbar sind.
Bedienbar
"Bestandteile der Benutzerschnittstelle und Navigation müssen bedienbar sein." (WCAG)
Beim Prinzip "Bedienbar" geht es darum, dass ein Benutzer ohne Probleme durch Portal- und Applikationsseiten navigieren kann. Dafür ist eine gut durchdachte Seitenstruktur mit einem übersichtlichen Menü entscheidend. Es darf nicht passieren, dass zum Bedienen von Portal- und Applikationsseiten Handlungen des Benutzers erforderlich sind, die von diesem nicht ausgeführt werden können.
Zentrale Maßnahme im Zusammenhang mit der Bedienbarkeit ist die Möglichkeit, alle Inhalte über die Tastatur erreichen zu können. Außerdem kann durch die Seite per Tastatur navigiert werden, so dass der Benutzer ohne Einschränkungen von einem Bereich der Seite zum nächsten kommt.
Verständlich
"Informationen und Bedienung der Benutzerschnittstelle müssen verständlich sein." (WCAG)
Beim Prinzip "Verständlich" spielt die Sprache eine zentrale Rolle. In der Regel sollte "einfache Sprache" verwendet werden. Auf der Ebene der Sprache gibt es bei diesem Prinzip keine Intrexx-spezifischen oder technischen Aspekte zu berücksichtigen. Es geht dabei ausschließlich um "redaktionelle" Tätigkeiten.
Etwas technischer liegt der Fall bei Fehlermeldungen, die entsprechende Hinweise zum korrekten Umgang mit einer Applikation geben sollten. Dabei müssen solche Fehlermeldungen für Screenreader zugänglich sein. Außerdem sollten sie ausreichend lange angezeigt werden.
Zum Prinzip "Verständlich" gehören aber auch nicht-sprachliche Aspekte. So sollte beispielsweise die Navigation konsistent und damit nachvollziehbar sein.
Robust
"Inhalte müssen robust genug sein, damit sie von einer großen Auswahl an Benutzeragenten einschließlich assistierender Techniken interpretiert werden können." (WCAG)
Beim Prinzip "Robust" geht es um technische Aspekte. Dieses Prinzip wird von der WCAG am kürzesten gefasst. Im Wesentlichen geht es dabei darum, dass Portal- und Applikationsseiten mit zukünftigen, insbesondere assistiven Technologien kompatibel sind. Dabei spielt u.a. die korrekte Syntax des Quellcodes eine entscheidende Rolle.
Prinzipien, Richtlinien und Erfolgskriterien
Die vier Prinzipien der Barrierefreiheit werden mit Hilfe von Richtlinien näher beschrieben. Zugleich geben die Richtlinien schon Hinweise, wie die jeweiligen Prinzipien und deren Ziele auf Portal- bzw. Applikationsseiten umgesetzt werden können. Insgesamt gibt es 13 Richtlinien.
Das folgende Schaubild gibt Ihnen einen Überblick über die vier Prinzipien und welche dreizehn Richtlinien diesen zugeordnet sind.
Schließlich gibt es Erfolgskriterien für jede Richtlinie. Diese Erfolgskriterien nennen zahlreiche konkrete Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit das jeweilige Prinzip bzw. die jeweilige Richtlinie auf der Seite umgesetzt ist.
Erfolgskriterien für die Richtlinie "Unterscheidbar" (Prinzip "Wahrnehmbar") sind beispielsweise:
-
Benutzung von Farbe
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Audio-Steuerelement
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Kontrast (Minimum)
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Textgröße ändern
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Bilder eines Textes
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Kontrast (erhöht)
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Leiser oder kein Hintergrund-Audioinhalt
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Visuelle Präsentation
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Bilder eines Textes (keine Ausnahme)
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Umfluss (Reflow)
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Nicht-Text-Kontrast
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Textabstand
Prioritätsstufen - A, AA, AAA
Erfolgskriterien haben unterschiedliche Prioritätsstufen. So hat das Erfolgskriterium "Benutzung von Farbe" beispielsweise die Prioritätsstufe A (niedrigste Priorität), "Textgröße ändern" Prioritätsstufe AA (mittlere Priorität) und "Kontrast (erhöht)" Prioritätsstufe AAA (höchste Priorität).
Eine Seite der Prioritätsstufe A muss alle Anforderung dieser Stufe erfüllen. Für die Prioritätsstufe AA müssen die Anforderung der Stufen A und AA erfüllt sein und für die Prioritätsstufe AAA die Anforderungen der Stufen A, AA und AAA. Dabei wird die Erfüllung der Stufe AAA nicht als allgemeine Bedingung für den gesamten Auftritt genommen, da manche Inhalte nicht jede Anforderung dieser Stufe erfüllen können.